Erfahrungsbericht: Familienzeit in unserem Seelenzuhause
Janni schrieb mir eine Geschichte, die sich zum einen mit Übergewicht, aber auch mit Erkrankungen die nicht sichtbar sind.
!! Triggerwarnung: Die Geschichte beinhaltet Themen wie Bodyshaming, Tumorerkrankungen, Schwangerschaft und Herzinfarkt. Wenn Du Dich nicht mit dem Thema wohlfühlst, solltest Du den Artikel meiden. !!
Mein Mann und ich lernten uns vor etwa 17 Jahren kennen. Unterschiedlicher könnten wir nicht gewesen sein. Er, ein stattlicher, aber nicht dicker Mann, und ich, eine sehr dicke Frau. Wir verliebten uns. Unsere Familien waren gegen unsere Beziehung. Seine Eltern wollten keinen Fettklops und meine Eltern wollten keinen Armenhäusler. Doch wir wussten, dass wir zusammenbleiben und unser erstes Geschenk war ein gegenseitiger Gutschein ins Disneyland Paris. Dabei blieb es erstmal, wurde ich relativ schnell mit unserer Prinzessin schwanger. Schwanger ins Disneyland? Da gibt es ja nichts zu erleben, so dachten wir.
Nach der Geburt unserer wunderbaren Tochter wollten wir uns den Stress nicht antun. Kurz vor dem 1.Geburtstag unseres Schatzes war ich schon wieder schwanger. Dieses Mal mit gleich zwei Prinzen. Wieder verschoben wir unser Vorhaben auf unbestimmte Zeit. Im April 2013 sollte es dann soweit sein. Unsere Tochter war 6 Jahre und unsere Söhne 5 Jahre alt. Wir dachten, jetzt sei die perfekte Zeit dafür. Die Kinder sind in einem Alter, wo sie auch alles verstehen können. Einen Abend vor Abreise wollten unsere Jungs noch schnell eine Runde Rad fahren. Es kam nur einer heil nach Hause. Der andere stürzte und brach sich das Wadenbein und das Schienbein. Wieder wurde unser Disneytrip verschoben. Ein Jahr später war es dann doch soweit und wir waren begeistert. So richtig. Diese Magie ein Stück heile Welt. Die Kinder konnten das meiste schon mitfahren. Da wir nur 2 Erwachsene mit 3 Kindern waren, waren die Castmember sehr lieb und freundlich. Entweder durfte einer der Kinder bei einem CM bleiben oder wir durften hintereinander fahren. Einmal erlebten wir die Magie, dass ein CM einfach mit unserer Tochter mitfuhr, weil sie neben sich auch einen Erwachsenen haben wollte. Ich als sehr dicker Mensch konnte und kann alles fahren, was in teils anderen Parks nicht möglich war. Ich sag nur Wodan und Silverstar im Europapark.
Nun buchten wir wieder Disneyland für 2015. Doch dieses Mal traf es uns hart. Mein Mann bekam einen Herzinfarkt und bei mir wurde wenig später ein Gehirntumor festgestellt. Wir kämpften beide, doch ich wurde und werde nicht mehr gesund. Im Oktober 2018 fuhren wir das zweite Mal ins Disneyland. Ich hatte einen SBA, aber ich wusste nichts von einer greencard. Deshalb fuhren wir weniger, da ich manchmal einfach nicht so lange stehen konnte. Und was soll ich sagen. Es war trotzdem magisch und einfach wunderschön. Es war Familienzeit in unserem Seelenzuhause. Am letzten Tag holten wir uns unsere Jahreskarten, damit wir an diesen ruhigen und liebevollen Ort immer wieder zurückkommen konnten, um Kraft zu tanken. Zu Hause wurden wir dafür regelmäßig verspottet, ob wir spinnen, ob wir vor der Realität flüchten, ob wir wieder in unsere "Rosaglitzerblasenbubblewelt" fahren, ob wir gute Vorbilder für unsere Kinder sind, wenn wir ihnen eine gefakte heile Welt vorspielen..... Es war traurig für uns. Die Urlaube und Auszeiten meines Bruders in Wellnesshotels wurde hochgelobt und unser "Disneywellnessprogramm" wurde und wird bewitzelt und belächelt. Naja. So fuhren wir etwa alle 6-8 Wochen in unser Zuhause und es war jedes Mal erholsam und wunderschön.
Wir bekamen dann auch die greencard mit und haben sie geholt. Es ist wirklich eine Erleichterung für Menschen mit Behinderung, doch trotzdem würde ich mich lieber normal in die Schlange stellen und dafür gesund sein. Man sieht mir nicht immer die Krankheit an, die Narbe ist von Haaren bedeckt und die Welt ist so hektisch, damit sie die kleinen Anzeichen einer Behinderung nicht sieht. Was mir viel ausgemacht hat, waren die teils bösen Blicke von normal wartenden Besuchern, wenn man sich in ihren Augen vordrängelte. Damit habe ich auch heute noch zu kämpfen und mir ist es sehr unangenehm.
Nach mittlerweile unzähligen Besuchen im Disneyland ist es für uns immer noch magisch, eine Krafttankstelle und unser Seelenzuhause, auch wenn wir nicht mehr alles durch die rosarote Brille sehen. Geärgert haben wir uns auch schon etliche Male, aber da sind auch die besonderen Castmember, die uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Durch die Jahreskarten gehen wir nun alles ruhiger an, wenn was nicht klappt, dann ist das einfach so.
Kurzes Fazit: Für Kinder ab 5/6 Jahren, für Behinderte und sehr dicke Menschen geeignet.
Liebe Grüße
Deine Janni
Du hast auch eine Geschichte, die Du mir erzählen willst? Damit hilfst Du anderen Menschen, die im gleichen Boot sitzen und überlegen ins Disneyland zu fahren.
Nachtrag: Der Beitrag wurde übernommen. Haftung wird nicht dafür übernommen.