Schwerbehindertenausweis im Disneyland Paris

Beeinträchtigt im Disneyland Paris

Du bist beeinträchtigt und möchtest ins Disneyland Paris? Ich als Autist weiß genau, wie wichtig es ist vorbereitet zu sein und alles zu wissen. Hier findest Du alles Wissenswerte!

Stand: 01/2024

Fall: Ich habe einen Schwerbehindertenausweis oder eine offizielle, amtliche oder medizinische Bescheinigung

Hast Du eine amtliche Bescheinigung*
Dann stehen folgende Möglichkeiten aus:

– Sondertarife:
Du bekommst einen Rabatt in Höhe von 25% auf den Tageseintritt. Die Preise variieren immer wieder. Die Preise kannst Du hier nachschauen. (klick hier)

– Begleitperson:
Dieser Preis erhält ebenso eine Begleitperson von Dir!

– Vergünstigte Jahreskarten:
Diese werden ebenfalls mit 25% Rabatt bepreist. Dazu musst Du nur zum Jahreskartenschalter am Eingang zum Walt Disney Studios Park. (Anmerkung: Auch unter dem Disneyland Hotel / Disneyland Park Eingang sollen sich Jahreskartenschalter befinden. Angabe ohne Gewähr)

Zugangskarte / Priority Card
Die Zugangskarte gibt Dir vorrangigen Zugang (aber mit geringerer Wartezeit) zu Attraktionen, Kassen in den Shops, Shows, Charakteren/Fotopoints**. Die Zugangskarte kannst Du entweder online beantragen (klicke hier) oder in der City Hall (Disneyland Park), Studios Services (Walt Disney Studios Park), Conciergerie oder Rezeption Deines Disney Hotels. (Keine Partnerhotels)

*Ein ärztliches Attest reicht nicht aus.

Disneyland Paris akzeptiert die in Deutschland folgende Ausweise:

– Parkausweis (für beeinträchtigte Personen)
– Schwerbehindertenausweis

Gerne kannst Du hier offiziell noch einmal alles nachlesen. (klick hier)
**Diverse Chrakterpoints vergeben Termine. Wenn es keine Termine mehr zu vergeben gibt, musst Du Dich leider wie nicht beeinträchtigte Menschen anstellen. (Charakterpoints OHNE Termine: Meet Mickey, Princesspavillon, Darth Vader bei Star Tours – Update 03/24: Angeblich vergeben die Cast Member alle 10 Minuten nun einen Termin. Jedoch ist dies nicht offiziell bestätigt!)

Beeinträchtigt aber Selbstständig

Es werden Dir folgende Fragen gestellt, um den Grad Deiner Selbstständigkeit festzustellen!

  • Nutzen Sie einen Rollstuhl oder ein anderes als Rollstuhl verwendetes Gerät? (Ja / Nein)
  • Werden Sie in den Attraktionen immer begleitet? (Ja / Nein)
  • Sind Sie in der Lage, alleine oder mithilfe Ihrer Begleitperson schnell in eine Attraktion? (z.B. einen Zug oder ein Schiff) ein- und auszusteigen? (Ja / Nein)
  • Sind Sie im Falle einer Evakuierung in der Lage, eine Leiter oder viele Treppen hinunterzusteigen und enge, dunkle Wege alleine oder mit der Hilfe Ihres Begleiters zu nutzen? (Ja / Nein)

Nach der Befragung, wird eine Farbe dem Cast Member angezeigt, um Deine Autonomie festzustellen.
Dann wird eins dieser Codes rechts unten auf dem Priority Pass erkenntlich sein:

  • Grün (komplett autonom)
  • Orange (Gast ohne Rollstuhl, aber benötigt besonderen Zugang zur Attraktion und Unterstützung die Attraktion zu evakuieren)
  • Lila (autonomer Gast mit reduzierter Mobilität)
  • Hellblau (nicht autonomer Gast mit Mobilitätsschwierigkeiten)
  • Grau (Nicht autonom und kein Transfer mit Rollstuhl möglich)

Die Informationen werden vertraulich behandelt und Du bist auch nicht mehr gezwungen Deine Diagnosen mit Cast Member:innen zu teilen. (Früher war dies noch nötig!) Sie werden Dir das Ergebnis Deiner Umfrage zeigen, sprich welche Farbe Du erhältst. Dann wird Dir eine kreditkartengroße Karte ausgehändigt, auf der Dein Name, Farbcode, Foto und einen QR-Code beinhaltet. Die Karte ist dann gültig für Deinen ganzen Aufenthalt oder/und die Gültigkeit Deiner Jahreskarte.

Grün = Premier Access
Du kannst Dich damit nur an den Premier Access anstellen.

– Hyperspace Mountain
– Big Thunder Mountain
– Phantom Manor
– Indiana Jones
– Autopia
– It’s a small world
– Hollywood Tower Hotel
– Cars Road Trip
– (bald) Pirates of the Carribean

Parken im Disneyland Paris

Wenn Du mit dem Auto ankommst, musst Du Dir einen Schalter aussuchen, die mit einer Person besetzt sind. Dies erkennst Du an den obrigen Symbolen.
Kartensymbol = Maschine zum Abscannen Deiner Jahreskarte / Hotel Pass.
„Zoll“-Mann = Mensch am Schalter, der Deinen Ausweis nimmt und weitere Schritte mit Dir durchgeht.
Du zeigst deinen Schwerbehindertenausweis vor. Dir wird dann ein Zettel mit einem QR-Code ausgehändigt, der Dich zum „Winnie“-Parkplatz. Sobald Du die Schranke passierst reihst Du Dich ganz rechts ein um dorthin zu gelangen. Folge bitte dann den Schildern.

Alternativ kannst Du auch ein grünes Blatt bekommen und dort wird ein Code aufgezeichnet sein, diesen Code musst Du zur Öffnung an der Schranke zum Winnie Parkplatz eingeben, ansonsten kommst Du nicht zum Parkplatz. Die Cast Member erklären Dir nochmal wie Du dorthin kommst.

Hinweis: Folgender Absatz ist noch nicht geprüft und spiegelt die Vergangenheit vor der Renovierung des Disneyland Hotels wieder! Die Bestätigung steht noch aus und wird zur gegebenen Zeit aktualisiert. (spätestens Februar 2024)

Menschen mit einem Parkausweis oder/und einem aG oder/und 80% auf ihrem Ausweis bekommen einen Zettel zum Disneyland Hotel. Dort wird dann Dein Auto geparkt und bist im Handumdrehen im Disneyland Park. Menschen, die im Rollstuhl sind, werden diesen Parkplatz am ehesten bekommen. Jedoch kann es sein, dass es neue Regelungen gibt. Ich bitte um Verständnis.

Fall: Ärztliches Attest mit einer Langzeiterkrankung

Wenn Du eine anerkannte Langzeiterkrankung hast, bekommst Du die Zugangserleichterungskarte (auch „Easy Access Card“ genannt). Im Attest muss in Französisch oder Englisch sein. Es muss attestieren, dass Deine Langzeiterkrankung dauerhaft (chronisch) sind. Die Liste der anerkannten Langzeiterkrankungen kannst Du offiziell vom Disneyland Paris nachlesen. (hier klicken)

Leider bekommst Du mit diesem Schreiben kein Sondertarif für Deine Begleitung und Dich. Für Dich bleibt nur die eventuelle Möglichkeit auf den Parkplatz für beeinträchtigte Menschen (Winnie/Disneyland Hotel) zu kommen und die Zugangserleichterungskarte.

Unterschied Zugangskarte und Zugangserleichterungskarte

Die Karten sollen Dir die Möglichkeit geben, Dich schneller und mit Priorität auf die Attraktion zu bringen, was jedoch nicht heißt, dass Du einen Platz (beispielsweise in einer Show) sicher bekommst. Wie der Name der Karte es beschreibt, wirst Du mit Priorität behandelt. (Priority Card / Zugangskarte)

Die Priority Card gibt Dir diesen prioritären Zugang jederzeit und ist belieblig einsetzbar. Bei der „Easy Access Card“ bekommst Du einen Zeitplan in Papierform vom Cast Member (Mitarbeiter) an der City Hall oder/und Conciergerie oder Schalter des jeweiligen Parks. Es wird Dir eine Uhrzeit eingetragen an der Du wieder zurückkommst. Nach der vereinbarten Uhrzeit kommst Du zurück und bekommst den prioritären Zugang dann zur Attraktion. Bei Shows & Charakterpoints gilt das Gleiche wie bei Zugangskarten.  Die „Dauer“ wann Du wiederkommst, hängt von der regulären Wartezeit der Attraktion ab. Während der Zeit, wo Du außerhalb der Attraktion wartest, kannst Du andere Dinge erleben, sofern es Deine Gesundheit zulässt. (Shows schauen, Fotos machen, Spazieren, andere Attraktionen besuchen uvm.)

Wieviele Begleitpersonen kann ich mitnehmen?

In der Regel kannst bis zu vier Begleitpersonen mit auf Attraktionen und Shows* mitnehmen. Bei Außenshows** und Paraden bleibt es bei zwei Begleitpersonen.
Bei Tages- und Hotelgästen, wird gefragt wieviele Personen ihr seid und wird dementsprechend auf der Karte markiert.

Sonderregelung: Disney Events

Am Veranstaltungstag des Events, kannst Du morgens direkt am Schalter des zuständigen Parks, Dein Event mit einem Rabatt von 25% für Dich und Deine Begleitung erwerben. (Beispiele: Jahreskartenevents, Magical Pride, Halloween/Silvester-Soirées etc.)

Plätze für die Parade und Shows vorm Schloss

Während Paraden oder Shows im Außenbereich gibt es besondere Bereiche, die man nur mit einem Priority Pass betreten darf. Diese findest Du in Richtung Frontierland. (Siehe Bild – Stand 1/2024)

Meine Erfahrung ist jedoch die, dass die Sicht recht beeinträchtigt ist und man gezwungen wird sich einen besseren Platz vorher zu suchen. Noch einmal zur Erinnerung: Du kannst nur bis zu zwei Begleitpersonen mit reinnehmen.


Bei den Abendshows wie eine Drohnenshow oder  Disney Dreams gibt es einen anderen und besseren Zugang für Menschen mit Beeinträchtigungen. Den Eingang findest Du auf dem Bild gekennzeichnet mit einem schwarzen Kreuz / X.

Shows

Zeige einfach Deine Zugangskarte / Zugangserleichterungskarte. Jedoch komme wie alle anderen Gäste mind. 25-30 Minuten vorher an. Du wirst mit anderen beeinträchtigten Menschen zu erst reingelassen. Bitte bleibe höflich, wenn es nicht schnell genug geht. An dieser Stelle habe ich schon sehr unhöfliche Menschen erleben müssen.
Anmerkung: Es gibt an Wochenenden meistens Schauspieler:innen / Cast Member die alles in Gebärdensprache dolmetschen. Da ich einen tauben Schauspieler persönlich kennenlernen durfte, kann ich die Shows nur empfehlen.
Folgende Shows bieten Gebärdensprache an: Lion King, Mickey and the Magician, Disney Junior Traumfabrik.

Disney Restaurants - Quick Service Restaurants

Du siehst eine ellenlange Schlange und kannst gesundheitlich nicht lange anstehen? Dann zeige Deine Zugangskarte (Priority Card) oder Zugangserleichterungskarte (Easy Access Card). In der Regel lässt Dich der Cast Member vor. Die Karte ermöglicht Dir nur einen prioritären aber nicht zwingend einen gesicherten Zugang.

An folgenden Restaurants kannst Du die Karte nutzen:

– Casey’s Corner (Main Street USA)
– House Deli (Delicatessen – Main Street USA)
-Hyperion (Discoveryland)
– Toad Hall Restaurant (Fantasyland)
– Au Chalet de la Marrionette (Fantasyland)
– Pizzeria Bella Note (Fantasyland)
– Last Chance Cafe (Frontierland)
– Fuente Del Oro (Frontierland)
– Colonel Hathis Pizza Outpost (Adventureland)
– Hakuna Matata (Adventureland)
– En Coulisses (Studio 1)
– Stark Factory (Avengers Campus)
– Annette’s Diner (Disney Village)
– The Royal Pub (Disney Village)
– Rainforest Café (Disney Village)

Bei allen anderen Restaurants gilt: Eine gültige Reservierung, die Du nur per App tätigen kannst. Wie das geht -> klicke hier <-

Weitere Informationen und Hilfestellung

Du bist (wie ich) im Autismus-Spektrum oder hast kognitive Beeinträchtigungen? Dann kannst Du Dir „das blaue Heft“ anschauen. Du findest hierzu weitere Informationen (in englischer Sprache) speziell für Autist:innen und Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. > Klicke hier <

Den Zugänglichkeitsleidfaden kannst Du hier (in englischer Sprache) ebenfalls anschauen. > Klicke hier <

 

Meine Hilfe biete ich Dir gerne an. Dazu nutze einfach am besten das Kontaktformular, das Du im Hauptmenü unter „KONTAKT“  findest. (alternativ: > Klicke hier < )


Erfahrungsbericht: Familienzeit in unserem Seelenzuhause

Janni schrieb mir eine Geschichte, die sich zum einen mit Übergewicht, aber auch mit Erkrankungen die nicht sichtbar sind. 

!! Triggerwarnung: Die Geschichte beinhaltet Themen wie Bodyshaming, Tumorerkrankungen, Schwangerschaft und Herzinfarkt. Wenn Du Dich nicht mit dem Thema wohlfühlst, solltest Du den Artikel meiden. !!

Mein Mann und ich lernten uns vor etwa 17 Jahren kennen. Unterschiedlicher könnten wir nicht gewesen sein. Er, ein stattlicher, aber nicht dicker Mann, und ich, eine sehr dicke Frau. Wir verliebten uns. Unsere Familien waren gegen unsere Beziehung. Seine Eltern wollten keinen Fettklops und meine Eltern wollten keinen Armenhäusler. Doch wir wussten, dass wir zusammenbleiben und unser erstes Geschenk war ein gegenseitiger Gutschein ins Disneyland Paris. Dabei blieb es erstmal, wurde ich relativ schnell mit unserer Prinzessin schwanger. Schwanger ins Disneyland? Da gibt es ja nichts zu erleben, so dachten wir.

Nach der Geburt unserer wunderbaren Tochter wollten wir uns den Stress nicht antun. Kurz vor dem 1.Geburtstag unseres Schatzes war ich schon wieder schwanger. Dieses Mal mit gleich zwei Prinzen. Wieder verschoben wir unser Vorhaben auf unbestimmte Zeit. Im April 2013 sollte es dann soweit sein. Unsere Tochter war 6 Jahre und unsere Söhne 5 Jahre alt. Wir dachten, jetzt sei die perfekte Zeit dafür. Die Kinder sind in einem Alter, wo sie auch alles verstehen können. Einen Abend vor Abreise wollten unsere Jungs noch schnell eine Runde Rad fahren. Es kam nur einer heil nach Hause. Der andere stürzte und brach sich das Wadenbein und das Schienbein. Wieder wurde unser Disneytrip verschoben. Ein Jahr später war es dann doch soweit und wir waren begeistert. So richtig. Diese Magie ein Stück heile Welt. Die Kinder konnten das meiste schon mitfahren. Da wir nur 2 Erwachsene mit 3 Kindern waren, waren die Castmember sehr lieb und freundlich. Entweder durfte einer der Kinder bei einem CM bleiben oder wir durften hintereinander fahren. Einmal erlebten wir die Magie, dass ein CM einfach mit unserer Tochter mitfuhr, weil sie neben sich auch einen Erwachsenen haben wollte. Ich als sehr dicker Mensch konnte und kann alles fahren, was in teils anderen Parks nicht möglich war. Ich sag nur Wodan und Silverstar im Europapark.

Nun buchten wir wieder Disneyland für 2015. Doch dieses Mal traf es uns hart. Mein Mann bekam einen Herzinfarkt und bei mir wurde wenig später ein Gehirntumor festgestellt. Wir kämpften beide, doch ich wurde und werde nicht mehr gesund. Im Oktober 2018 fuhren wir das zweite Mal ins Disneyland. Ich hatte einen SBA, aber ich wusste nichts von einer greencard. Deshalb fuhren wir weniger, da ich manchmal einfach nicht so lange stehen konnte. Und was soll ich sagen. Es war trotzdem magisch und einfach wunderschön. Es war Familienzeit in unserem Seelenzuhause. Am letzten Tag holten wir uns unsere Jahreskarten, damit wir an diesen ruhigen und liebevollen Ort immer wieder zurückkommen konnten, um Kraft zu tanken. Zu Hause wurden wir dafür regelmäßig verspottet, ob wir spinnen, ob wir vor der Realität flüchten, ob wir wieder in unsere "Rosaglitzerblasenbubblewelt" fahren, ob wir gute Vorbilder für unsere Kinder sind, wenn wir ihnen eine gefakte heile Welt vorspielen..... Es war traurig für uns. Die Urlaube und Auszeiten meines Bruders in Wellnesshotels wurde hochgelobt und unser "Disneywellnessprogramm" wurde und wird bewitzelt und belächelt. Naja. So fuhren wir etwa alle 6-8 Wochen in unser Zuhause und es war jedes Mal erholsam und wunderschön.

Wir bekamen dann auch die greencard mit und haben sie geholt. Es ist wirklich eine Erleichterung für Menschen mit Behinderung, doch trotzdem würde ich mich lieber normal in die Schlange stellen und dafür gesund sein. Man sieht mir nicht immer die Krankheit an, die Narbe ist von Haaren bedeckt und die Welt ist so hektisch, damit sie die kleinen Anzeichen einer Behinderung nicht sieht. Was mir viel ausgemacht hat, waren die teils bösen Blicke von normal wartenden Besuchern, wenn man sich in ihren Augen vordrängelte. Damit habe ich auch heute noch zu kämpfen und mir ist es sehr unangenehm.
Nach mittlerweile unzähligen Besuchen im Disneyland ist es für uns immer noch magisch, eine Krafttankstelle und unser Seelenzuhause, auch wenn wir nicht mehr alles durch die rosarote Brille sehen. Geärgert haben wir uns auch schon etliche Male, aber da sind auch die besonderen Castmember, die uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Durch die Jahreskarten gehen wir nun alles ruhiger an, wenn was nicht klappt, dann ist das einfach so.
Kurzes Fazit: Für Kinder ab 5/6 Jahren, für Behinderte und sehr dicke Menschen geeignet. 😅❤

Liebe Grüße
Deine Janni

Du hast auch eine Geschichte, die Du mir erzählen willst? Damit hilfst Du anderen Menschen, die im gleichen Boot sitzen und überlegen ins Disneyland zu fahren.

Nachtrag: Der Beitrag wurde übernommen. Haftung wird nicht dafür übernommen. 


Lass Dich nicht entmutigen! Sei kreativ! - Das Leben mit Diabetes Typ 1

Hey! Zuerst mal vorne weg: ich finde deine Idee einfach klasse!
Viel zu selten wird in der Gesellschaft über das Thema Inklusion gesprochen. Und doch kann es jeden von uns tagtäglich treffen - plötzlich und ohne Vorwarnung. So wie bei uns. Aber lass mich von vorne anfangen. Mein Sohn Leon wurde 2011 als kerngesundes Kind geboren. Bis auf die normalen Infekte und Kindergarten Krankheiten keine Auffälligkeiten. Er war immer fröhlich, fit und selbstbewusst.

Die ersten Anzeichen

Im Jahr 2018 haben wir beschlossen, unseren ersten gemeinsamen Familienurlaub im Disneyland Paris zu verbringen.
Es sollte ein schöner Urlaub werden, doch leider wurde eher das Gegenteil daraus.
Im Sommer vor unserem Urlaub begann Leon, viel Wasser zu trinken. Mehr als sonst, allerdings war er schon immer ein guter Trinker im Vergleich zu anderen Kindern. Da es in diesem Sommer sehr heiß war, hat keiner - auch die Kinderärztin - erstmal keinen Verdacht geschöpft.

Auf dem Weg nach Paris ging es dann bereits los: Viel Wasser, ständige Toilettengänge und kein Appetit. Da es unser erster gemeinsamer großer Urlaub war, schoben wir die Appetitlosigkeit erstmal auf Aufregung. Die ständigen Toilettengänge erklärten wir mit dem vielen Wassertrinken. Wie sich im Nachhinein herausstelle - ein Teufelskreis den keiner erkennen kann der nicht mit dieser Krankheit in Berührung gekommen ist.

Im Disneyland ging es ihm rapide schlechter bis wir dann am 2. Tag beschlossen nach Hause zu fahren. Leon war fast nur noch am Schlafen, wenn er nicht schlief dann trank er oder musste aufs Klo. Essen wollte er gar nichts. Zu Hause angekommen habe ich ihn ins Bett gebracht, als dann plötzlich seine Atmung schneller wurde und ich den Notarzt gerufen habe. Leon kam mit einer Ketoazidose (einer lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung) und einem Blutzuckerwert von 588 (!) sofort in die Notaufnahme. Wäre Leon an diesem Abend zu Hause eingeschlafen, wäre er ins Koma gefallen und wer weiß was dann passieren hätte können.

Letztendlich wurde bei ihm Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Eine Woche vor seiner Einschulung. Keiner in unserer Familie ist davon betroffen. Keiner hätte etwas merken können. Die anfänglichen Merkmale bis zur letztendlichen Ketoazidose werden oftmals nicht bemerkt und damit in Verbindung gebracht. Diese Nacht hat sich in unser aller Kopf gebrannt. Wir werden dies niemals wieder vergessen.
Sie hat unser Leben verändert...

Leben mit Diabetes Typ 1

Heute ist Leon noch immer fröhlich, fit und erstaunlich selbstbewusst. Man sieht ihm seine Erkrankung nicht an, er geht bewundernswert gut damit um und lässt sich von nichts und niemandem unterkriegen. Er ist tapfer, er ist ein Disney Liebhaber, Micky ist sein Held und er gibt uns als Eltern tagtäglich die Kraft die wir alle brauchen, um die Situation zu meisten.

Disneyland ist seither für uns ein Ort des 'Abschaltens', ein Ort der inneren Magie und Ruhe und ein Ort, an dem wir - trotz unseres etwas schwereren Alltags die Seele baumeln lassen können. Im Disneyland fühlen wir uns sicher. Disney begleitet uns als Familie in allen Lebenslagen.
Micky ist der Held meines Sohnes. Er hat sein Micky-Stofftier seit 2018 täglich und überall dabei...

Wenn wir ins Disneyland reisen, müssen wir mehr mitnehmen als andere. Ein Viertel unserer Koffer ist vollgepackt mit allen Sachen, die ein Typ 1 Diabetiker eben braucht, brauchen kann oder für den Notfall dabei haben muss.

Nicht alle Behinderungen sind sichtbar

Wenn wir ins Disneyland reisen, müssen wir mehr mitnehmen als andere. Ein Viertel unserer Koffer ist vollgepackt mit allen Sachen, die ein Typ 1 Diabetiker eben braucht, brauchen kann oder für den Notfall dabei haben muss. Wir haben uns immer sehr gut umsorgt, versorgt und behandelt gefühlt.
Die Cast Member sind immer sehr hilfsbereit und verstehen, was es heißt auch Menschen mit einer nicht sichtbaren Behinderung (in unserem Fall ein GdB (Grad der Behinderung) von 50 mit Merkmal H(ilflos)) zu verstehen... man erntet ja doch oft seltsame Blicke, wenn man als 'nach außen hin wirkender 'gesunder Mensch' eine Green Card zückt und dann 'anders' behandelt wird.

Viele Menschen können es vielleicht auch nicht verstehen, und denken sich, dass diese Erkrankung doch nicht so schlimm sei und heutzutage gut behandelbar sei. Das ist alles richtig, wie sehr dies allerdings das Leben umkrempeln kann und wie viel Pflege das wirklich bedeutet, das können viele Menschen nicht wissen. Von daher ist es für uns immer wichtig, einfach zu fragen, fragen, fragen, nur dann kann man wirklich verstehen, durch was ein Mensch durch muss und welche Päckchen er auf seinem Rücken zu tragen hat!

Was ich damit zeigen will?

Lasst euch vom Leben nicht unterkriegen! Seid stark, seid mutig, seid kreativ, seid wild und verfolgt eure Träume!

Ihr könnt alles sein, was ihr wollt - ihr müsst es nur versuchen!

Liebe Grüße
Melanie und Leon

PS: Beim Verfassen dieser Nachricht musste ich glatt weinen 😌

Dieser Text wurde von unserer Gastautorin Melanie geschrieben. Für den Artikel wird keine Haftung übernommen und spiegelt eine Erfahrung im Disneyland ggf. der Diabetes Melitus Typ 1 Krankheit. 


Ein Tag im Disneyland Paris - aus der Sicht als Autist

Dies ist ein Gastbeitrag von Melanie Lachmann. Sie und ihr Sohn sind Autisten und große Disney-Fans. Hier wirst Du erfahren, wie es aus der Sicht eines Autisten ist.

Da ist es schon, das Eingangstor. Viele Menschen stehen dort schon an. Wir suchen uns die Schlange mit den
wenigsten Menschen an, denn wir wollen ja möglichst schnell rein in den Park. Schnell noch einmal meine Kopfhörer zurecht gerückt und nachgeschaut ob die Kopfhörer meines Sohnes richtig sitzen und ob alle Gurte seines Reha Buggys richtig angezogen sind. Voller Freude sitzt er mit seinem Kuscheltier auf dem Schoß da und wartet geduldig bis er endlich an der Reihe ist und seine Jahreskarte einscannen darf. Wir sind hier alle 3 Monate und das Prozedere kennt er schon. Endlich geht’s durch das kleine Häuschen am Eingang und da sind wir endlich. Man sieht die Freude in seinem Gesicht. Von überall erklingen die unterschiedlichsten Geräusche. Stimmen und Sprachfetzen in den unterschiedlichsten sprachen, das Hupen der Autos auf der Main Street, die
Räder der Kinderwägen auf dem Boden, das Lachen und Weinen der vielen Kinder überall. Doch es sind nicht nur die Geräusche. Auch viele Gerüche strömen auf uns ein. Parfum, Deo, Haarspray, der Crepes Stand, irgendwo riecht es nach Kaffee.


Wir laufen die Main Street nach hinten und starten unsere Runde. Wie jeden Besuch müssen wir als Erstes den Drachen in der Höhle besuchen. Danach geht es zu Buzz, Star Tours, BTM und dann zu den Piraten. Dieses Mal
ist Buzz jedoch zu. Doch dieses Mal ist etwas anders als sonst. Schon die letzten zwei Wochen; o haben wir jeden Tag geübt. „Luka was machen wir jetzt?“ „Drache, Buzz geht dieses Mal nicht, wird repariert, weil immer technische Probleme waren, kann man dieses Mal nicht fahren, Star Tours und dann zur BTM und zu den Piraten“, lautet seine Antwort wie aus der Pistole geschossen. Nachdem wir dem Drachen einen Besuch
abgestattet haben, gehen wir Richtung Star Tours. Auf Höhe von Buzz merkt man die förmliche Anspannung. Es passt nicht in seinen Plan. Es ist nicht richtig. Es gehört sich so nicht. Wir steuern Richtung Star Tours und langsam fängt er an sich zu entspannen. Dort angekommen muss er mit Papa ins Star Tours. Ich kann's nicht fahren. Kein 3D sehen. Die Brille drückt hinter den Ohren und die Leute sitzen viel zu eng aufeinander. Also warte ich im Laden. Das Licht ist grell und die vielen Geräusche strömen von allen Seiten auf mich ein. Nach ein paar Minuten sind meine Männer fertig und wir setzen unseren Weg fort. Nachdem alles inklusive der
Piraten abgearbeitet ist, geht’s ums Mittagessen. Wo kann man zum Essen gehen, nicht zu voll sollte es sein, das Essen muss für alle passen und es sollte die Möglichkeit bieten ein wenig auszuruhen. Meist wird’s das Cowboy Cookout oder das golden Nugget. 


Ein weiterer Tag

Luka freut sich schon auf den weiteren Tag. Nachdem die „muss“ Dinge abgearbeitet sind wird es etwas entspannter. Peter Pan und auch die anderen Fahrgeschäfte sind hoch im Kurs und die eine oder andere Figur er auch noch sehen. Der nächste feste Termin ist die Große Parade. Bis dahin wird gemütlich alles Mögliche gemacht. Die Parade ist schön anzusehen, aber mir persönlich auch im Greencard Bereich viel zu voll und zu eng. Luka fällt während der Parade auch sofort auf was anders ist . Mal fehlt eine Figur oder läuft auf der falschen Position oder irgendetwas anderes ist nicht wie gewohnt. Das stört ihn und ist natürlich auch den Rest des Abends Thema. Ich bin in der Zwischenzeit auch etwas müde und genervt. Nachdem ich zum wiederholten Mal angerempelt wurde, bin ich froh, dass sich der Park nun etwas leert. ie Zeit bis zum Feuerwerk wird noch mit allem Möglichen verbracht, nochmal etwas gefahren und durch die Läden geschlendert und natürlich das wichtigste vor dem Feuerwerk, Popcorn.

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Man muss in jedem Fall Popcorn kaufen. Und dann ist es endlich Zeit. Ein kleiner Junge, mit seinem Popcorn und seinem Kuscheltier auf dem Schoß sitzt mit strahlenden Augen da und schaut sich zum bestimmt 1000x gebannt das Feuerwerk an. Auf dem Weg zum Auto beteuert er wie jedes Mal, dass es der schönste Tag war, den er jemals erlebt hat. Obwohl er im Park kaum gelaufen ist, dauert es im Auto keine zwei Minuten und er schläft. In seinem Arm sein Kuscheltier, und ein lächeln auf den Lippen. Morgen geht es weiter. Dann steht die Tag 2 Routine an.


...ist das nicht Anstrengend?

Anstrengend? Keine Frage! Nicht immer einfach? Auch keine Frage!
Viele fragen sich sicher warum wir das überhaupt machen.
Ganz einfach. Wir können dort sein wie wir sind. Dort schaut uns niemand komisch an weil wir Kopfhörer tragen. Mein Sohn hat dort enorm viel gelernt. Er ist selbstbewusster geworden und wächst mit jedem Besuch ein Stück mehr über sich selbst hinaus. Das was ihn im Alltag ausgrenzt und anders macht, macht ihn dort zu etwas besonderem.

Einem stolzen 7 jährigen Kind das sich mit seiner Grünen Karte einen eigenen Foto Termin ausgemacht hat, oder alleine Karussell gefahren ist. Ein Kind das sich selber so akzeptieren kann wie es ist.
Das sich nicht für seine Behinderung schämt sondern im Gegenteil sich deswegen wenigstens für ein paar Stunden besonders fühlen darf. Mein Sohn und ich sind Autisten. Leider erleben wir dort häufig das wir blöd angemacht oder verächtlich angeschaut werden, weil wir eine Greencard haben und diese auch nutzen.
Nur weil es nicht für jeden offensichtlich ist, haben wir doch eine Behinderung die uns im Leben massiv einschränkt. Auch für uns ist dieser Ort wundervoll, auch wenn es für uns mit sehr viel mehr Anstrengung verbunden ist als für normale Menschen, haben wir die selbe Freude an diesen Erlebnissen.
Wir nehmen Dinge vielleicht anders war, aber das ist auch schon alles. Wir mögen nach außen hin nicht auffallen denn Wir haben keinen Rollstuhl oder einen Blindenstock, den man sehen kann. Einige von uns tragen einen Gehörschutz oder halten sehr penibel Abstand zu Personen oder Dingen. Trotzdem haben wir eine Behinderung, die uns vieles nicht so tun lässt wie wir es gerne würden.
Wir haben eine grüne Karte, ohne die uns all das nicht möglich wäre und wir sind sehr froh darüber dass wir diese Chance bekommen.



Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag. Es gibt einen Satz, den jeder sich wirklich merken sollte: "Kennst Du einen Autisten, kennst Du... einen Autisten." Was damit gemeint ist, ist dass Autisten sehr unterschiedlich und je nachdem nicht auffällig sind. Ich habe Luka kennengelernt und wir Beide können super gut miteinander. Er ist einer meiner größten Fans und das hat bei mir auch einen besonderen Status. 

Hast Du auch eine Sichtweise im Disneyland (Paris), die man auch erzählen sollte?
Ich gebe Dir gerne diese Bühne und veröffentliche gerne Gastbeiträge. Wende Dich einfach an mich und schreibe deinen Beitrag per Mail. Alternativ wende Dich per Kontakt an mich.